Eine fröhliche Schubkarrenparade und die Kunst des Baggerfahrens

Stolz aufgereiht posen unsere fleißigen Transporthelfer für die Kamera

Man nehme ein paar Spaten und Schippen, eine Auswahl gut aufgepumpter Schubkarren und eine Fünfzigerpackung Einwegmasken. Man statte sich und seine Mitarbeiter mit zweckhafter, robuster Arbeitskleidung – umgangssprachlich auch als „Räubersachen“ (mancherorts auch „Tobesachen“) bezeichnet – aus. Natürlich nicht zu vergessen die stabilen Stahlkappen-Arbeitsschuhe. Ist kein Container vor Ort, so kann es nicht schaden einen Platz für sämtlich anfallende Erd-/Dreck-/Staubmassen bereitzuhalten und auf jeden Fall ein kräftiges Transportmittel, beispielsweise einen Traktor mit verlässlichem Anhänger. Unverzichtbar ist ein naher Wasseranschluss mit Schlauchvorrichtung und Bretter für barrierefreie Schubkarrenwege.

Hat jeder Arbeiter seine Arbeitsaustattung angelegt, kann der Spaß schon beginnen. Doch hier sind wirklich eine riesige Portion Motivation und Ausdauer gefragt, ansonsten kann man kaum von Spaß sprechen. Denn ist das Ziel erst einmal auserkoren und man stemmt freudig den Spaten in den Boden, so strömt einem ein geisterhafter Staubnebel entgegen, der sich in Nullkommanichts im ganzen Raum verteilt und alle Personen in eine ekelhafte Dreckwolke hüllt. Wozu die Schichten von Arbeitskleidung? Man findet den Staub später garantiert auf den Zähnen, in den Haaren und unter den Socken wieder. Passiert dies nicht nur an einer Stelle, sondern an 3-4 Orten parallel, so kann man sich das Ausmaß der Verstaubnebelung kaum vorstellen. Zum Glück haben wir aber ja bereits an den Wasseranschluss mit Schlauch gedacht! Und so findet sich mindestens im 5-Minuten-Takt ein bereitwilliger Helfer, der versucht den Nebel mit einem Sprühstrahl zu bändigen. Wozu die 50er Packung Einwegmasken, die anfangs erwähnt wurde, nötig ist, erklärt sich dabei wohl von selbst. – Nicht allein corona-bedingt absolute Lebensretter.

Handelt es sich bei der auszuhebenden Fläche um 4 Schubkarrenladungen, von der eine Schubkarre ca. 6-8 Schippungen beinhaltet: Herzlichen Glückwunsch! Aber nein, wir sind mit einer stolzen Grundfläche von 138m² leider nicht mit viermal Schubkarre hin- und herfahren fertig, sondern sehen auch nach 2 Wochenenden Schubkarrenfahren kaum Fortschritte. Beim Schippen stößt man weniger auf sandkastenvergleichbaren Strandsand, als auf Feldsteine, alte Fundamente, Knochen, Ziegelsteine oder Kohlen. Das macht die Schipperei zu einer Hackerei und lässt die Muskeln schnell erschlaffen.

Und so kommen wir auch schon zur nächsten Stufe der professionellen Ausschachtung: Wenn die Muskelkraft am Ende, die Verzweiflung nahe und das Ende noch lange nicht in Sicht ist, dann muss ein Minibagger her!

Wendig und klein, kräftig und fein – das kann nur ein Bagger sein

Tatsächlich ist der Markt für mietbare Minibagger ziemlich breit gefächert. Von der Schaufelgröße, über die Bemaßung und „Bereifung“, bis hin zur allgemeinen Baggerleistung, kann man eigentlich alles finden. Wir entschieden uns für ein möglichst kleines Modell(-chen), da es ja durch die vorhandene Türöffnung passen musste und wir unsere Hauswand nicht durchbrechen wollten. Trotzdem war unser Baggerchen an Leistung nicht zu verachten, denn was wir sonst mit 6-8 Schippungen schafften, konnte Baggerchen mit einer lässigen Schaufel: eine ganze Schubkarre füllen. Zwar bedeutete das nicht unbedingt weniger Dreck und Staub (und noch dazu ein paar Abgase), aber nicht mehr den widerspenstigen Boden mit Spaten behacken zu müssen, war wirklich eine große Wohltat. So einen Bagger zu lenken ist bei weitem keine komplizierte Angelegenheit, man muss sich nur ein bisschen ausprobieren und sich merken, wofür welcher der sechs Hebel gemacht ist. Einen Hebel kann man in jeweils vier Richtungen bewegen, macht also 24 Möglichkeiten herumzubaggern. Wem das zu viel ist oder wer wie ich trotz mehrfachen Ausprobierens noch ziemlich unbeholfen und langsam bei der Sache ist, der ist an der Schubkarre wohl besser beraten. Kein Problem, wir brauchten ja schließlich auch Schubkarrenfahrer.

Das Fazit: Letztlich hatten wir unser Baggerchen zwei wundervolle Tage vor Ort und schafften so viel, wie wir mit Muskelkraft und Schippen vielleicht an 10 weiteren Wochenenden geschafft hätten – also war es schon eine gute Sache, die man für solche oder ähnliche Zwecke nur weiterempfehlen kann.

Komplett ausgeschachtet war der Stall danach leider noch immer nicht, aber so eine Baggermiete geht natürlich auch aufs Geld. Danach wurde vereinzelt noch einmal hier und da herumgeschippt, so wie wir es auch zu Beginn schon getan hatten und letztlich ließen wir den Rest im unfertigen Zustand. Denn einerseits war nicht ganz geklärt, ob die Fundamente unter den Stahlstützen tief genug waren und halten, während drumherum der ganze Boden weg ist und andererseits wollten wir ja den Firmen auch noch ein bisschen Arbeit übrig lassen.

Und das heißt nun: es wird langsam konkret. Die ersten Firmen waren bereits vor Ort, um mal die Lage zu checken und wenn alles gut läuft, wird in den nächsten Monaten der jetzt noch katastrophale, unebene Boden einer perfekten Fußbodenplatte weichen. Wir dürfen gespannt sein!

Franzi

Ein Gedanke zu ”Eine fröhliche Schubkarrenparade und die Kunst des Baggerfahrens

  1. Wow. Welch Umfangreiche Analyse eines Ausschachtevorgangs. Gespickt mit hochmathematischen Sachaufgaben.
    Ich selbst habe meine Erfahrungen mit dem Ausschachten und Ausschlachten von Schächten und Schlechtem schon gemacht. Setzte dabei lieber auf aufgepumte Mitarbeiter, als auf aufgepumte Schubkarrenbereifung…vielleicht ein kleiner Tipp fürs nächste mal. 😉

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