Der Februar geht seinem Ende entgegen und wir sind baumäßig wieder am Start. Kein Frost, kein Schnee weit und breit, stattdessen ließen die letzten Tage uns eher Frühlingsluft schnuppern. So kann es sein, so soll es bleiben! Die Handwerksflotte der Rohbaufirma hat seit einer Woche wieder ihre Arbeit aufgenommen und, wie sollte es anders sein, schon wieder einiges an Veränderung über die Bühne gebracht. Der Aushub ist Geschichte, nun schmückt ein sandähnlicher, säuberlichst akkurat geharkter (das haben sie wirklich drauf!) und ganz ebener Fußboden die gesamte Grundfläche. Außerdem sind noch mehr Wandöffnungen in unsere Südseite gehauen wurden. So kann man nun vermutlich sogar aus dem Weltall in großen Buchstaben „OTO“ auf der Fassade lesen und wird sich fragen, wer da seinen Namen nicht richtig schreiben konnte. Wir wissen es auch nicht. Vielleicht heißt einer der Bauarbeiter Otto mit Vornamen?

Die beiden „O“s sind ganz klar unseren beiden Terrassentüren zuzuordnen, aber was hat es mit dem „T“ auf sich? Hierbei wurden geschickterweise die zukünftige Eingangstür und die davon links und rechts befindlichen Fensteröffnungen miteinander verbunden und das auch nur, um bald wieder ein paar Trennwände dazwischen zu mauern. Also keine Sorge (liebe untere Denkmalschutzbehörde), wir haben am Ende keine T-förmige Eingangstür! Die Hauswand, die da so stückchenweise zerhämmert wird, besteht zu einem großen Teil aus riesigen Feldsteinblöcken, weil die da im Mittelalter oder wann das ganze Ding mal gebaut wurde, nichts Besseres hatten. Und weil diese Feldsteine so riesig, ungleichmäßig und wuchtig sind, muss man manchmal ein bisschen kreativ werden. Deshalb also „OTO“.
Soweit der Stand der Dinge auf der Baustelle, doch auch am Wochenende wird auf dem Gelände nicht geruht, sondern der Außenbereich tüchtig bearbeitet. Zur Zeit entstehen beispielsweise in kürzester Zeit Tiergehege für Hühner und Rinder, weil die aus unserem zukünftigen Garten irgendwie zeitnah rausmüssen. Also was heißt „rausmüssen“. Auf dem Land ist es sicher ein teils klischeehafter, teils romantischer Anblick während des Wäsche auf die Leine-Hängens Hühner zwischen seinen Beinen herumtollen zu lassen. Und wer bitte möchte nicht einmal in seinem Leben voller Stolz von sich behaupten, dass in seinem Gartenpavillon zwei schottische Hochlandrinder wohnen? Dennoch waren sich glücklicherweise alle einig – Mensch wie Tier – dass jeder sein eigenes Terrain bekommt. Doch an diesem Wochenende wollten wir uns nicht mit den neuen Gehegen beschäftigen, sondern hatten ein ganz anderes Abenteuer zu bewältigen. Eine schöne neue Betonplatte sollte gegossen werden, um unseren in Zukunft ansässigen Gastank ein Bettchen zu bereiten. Alles besprochen, alles geplant, Material herbeigeschafft. Wir sind startklar. ABER leider gibt es da ein Problem. Und zwar in unserem Stall. In den letzten Tagen ist den Bauarbeitern nämlich aufgefallen, dass da irgendwie eine nasse Stelle mitten im Raum ist. Im Wohnzimmer. Eine kleine Pfütze, die nicht so richtig trocknen will, sondern – so erweckt es langsam den Eindruck – durch eine munter sprudelnde Quelle gespeist wird. Prima! Schnell wird eins und eins zusammengezählt und kombiniert, dass diese Pfütze höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit diesem alten Brunnenschacht steht, der da noch in unserem Flur/Eingangsbereich aus dem Boden lugt. Leider weiß niemand so richtig, wie und woher der sein Wasser bekommt und wo eventuelle Leitungen entlang verlaufen. Das ist eher ungünstig. 1:0 für die Pfütze. Verschiedene Pläne stehen im Raum und so teilt sich unsere familiäre Hof-Arbeitsgemeinschaft in mehrere Teile auf, um auch die eigentlich geplanten Arbeiten am Gastank-Bett nicht verschieben zu müssen. Der andere Teil der Crew beschäftigt sich mit Ursachenfindung, aber das gestaltet sich tatsächlich als schwer. Opa, der älteste, weiseste und wissensreichste Einwohner des Hofes wird befragt, kann sich aber leider an keine Leitungen in diesem Zusammenhang erinnern. Eventuell wären da ein paar Absperrventile in der hintersten Ecke seines Hauses, die er nicht zuordnen kann. Wir sollen mal ein bisschen herumdrehen und gucken, ob wir den Brunnen damit abschalten können. Doch diese Absperrventile erweisen sich als tückisch, hinterhältig und gemein. Trotz Zange, Messer, Hammer und WD-40, obwohl die halbe Wandverkleidung seiner Küche dran glauben muss, man kann dieses Ventil einfach nicht drehen. Mist! Plan A also gescheitert. Max beschäftigt sich also den restlichen Tag mit Plan B: Solange an der Hauswand herumschachten, bis man zufällig auf die Leitung trifft. Aber dieser Plan gestaltet sich als mindestens so tückisch und gemein wie der erste. Wir scheitern also und müssen zumindest vorerst resignieren.
Zum Glück hat ja so ein Wochenende immer auch noch einen Sonntag. Der sollte zwar eigentlich nicht als Arbeitstag missbraucht werden, aber in solch einer Notsituation muss man eben handeln. Ein neuer Plan C steht heute auf der Agenda: Die Pflastersteine vor dem Haus des Großvaters sollen hochgenommen werden. Laut seiner Erinnerung könnte es eventuell sein, dass sich da unter Sand und Gestein noch eine alte Metallplatte befindet, unter der ein Schacht mit Leitung und Ventilen ist. Sicher die Leitung, die wir so panisch suchen. Wir also wieder voller Elan am Wuppen. Steine raus, Sand wegschippen und schippen und schippen, bis Erde kommt, weiter schippen und schippen, dann Betongebrösel, nach einer halben Stunde keine Lust mehr. Keine Spur von der geheimnisvollen Klappe, nur neue zusätzlich eingebrockte offene Baustellen, die kein bisschen weiterhelfen. So ein Ärger! Wie durch ein Wunder findet einer unserer fleißigsten Mitarbeiter im Moment unserer größten Verzweiflung in seiner geordneten Garage dann die Rettung: ein Multidetektor von LIDL. Immer gut, sowas im Haus zu haben! Super Teil, kann alles finden, nicht nur Wasserleitungen. Schnell werden die nötigen Batterien eingesetzt und der Spaß kann beginnen. Erst einmal checken, ob das Ding überhaupt was macht. Ja, am Ende der Leitung schlägt er eindeutig aus. Toll! Im mittlerweile fast metertiefen Graben, den Max seit gestern vor unserer Hauswand angelegt hat wird weiter gemessen. Und tatsächlich! Der Detektor findet etwas. Wir jubeln, die Spaten werden gezückt, neue Energie strömt durch die müden Arme und ein fröhliches Geschaufel beginnt. Ok, nochmal weiter links. Vielleicht ja doch noch tiefer… naja, nach ein paar Minuten ist die Euphorie dann auch wieder dahin, die Spaten fliegen in die Ecke und wir haben keine Lust mehr. Wer kauft denn auch so ein Schrottding? Statt Wasserleitung hat er einfach beim Betonsockel ausgeschlagen und wie wir dann merken, schlägt er auch aus, wenn man ihn einfach an den Holzgriff vom Spaten hält. Was für ein Erfolg!
Der Sonntag endet damit, dass alle Gräben und Löcher, die an diesem Wochenende auf der Suche nach der Leitung angelegt wurden, wieder zugeschüttet werden. Alles umsonst. Weder die goldene Wasserleitung konnte gefunden und abgestellt werden, noch wurde dem Gastank ein Betonsockel gegossen. Das ist schon ziemlich ärgerlich um die ganze Arbeit, die wir uns gemacht haben. Aber um am doch auch mal Ende das Gute zu sehen: Es ist wohl ein Glück im Unglück, dass dieser Wasserschaden da in den letzten Tagen aufgetreten ist. Wie schrecklich wäre es doch, wenn das böse Erwachen kommt, wenn unser Fußbodenaufbau fertig und wir vielleicht sogar schon eingezogen sind. Jetzt kann man mit Leichtigkeit nochmal schachten und Schlimmeres verhindern. Morgen wird das mal mit unseren Freunden vom Bau abgesprochen und dann sehen wir weiter. Und im besten Fall ist am nächsten Wochenende schon gar keine Rede mehr davon.