Es ist April. Seit gut drei Monaten befinden wir uns nun im Bau. Dafür ist schon allerhand passiert, auch wenn der heißersehnte Einzug noch in weiter Ferne liegt. Neulich fragte mich eine Freundin, ob es denn auch Spaß macht zu bauen oder einfach alles nur für schlaflose Nächte sorgt. Sie hatte die Blogeinträge mitverfolgt und hatte den Eindruck, dass dieses ganze Projekt mehr Stress als alles andere für uns ist. Aber natürlich macht es uns auch Spaß! Es macht Spaß sich Dinge vorzustellen und nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen zu planen, seine Träume in die Realität umzusetzen. Es macht Spaß etwas wachsen zu sehen (nachdem ja die ersten Monate immer nur abgerissen und kaputtgemacht wurde). Es macht Spaß mit IKEA-Küchenplanern herumzuspielen und Fliesenausstellungen zu besuchen. Und je mehr die Zeit vergeht, desto näher kommen wir unserem Ziel. Das ist natürlich auch mit einer ziemlich großen Vorfreude verbunden. Also lautet die Bilanz: Und wie wir Spaß haben! Aber dass es kein Zuckerschlecken ist und auch die ein oder andere schlaflose Nacht mit sich bringt, das wollen wir nicht außer Acht lassen.
Zuletzt berichtete ich über den Einzug einer massiven Beton-Bodenplatte in unserem Stall. (Mal sehen, wann wir nicht mehr „Stall“ sagen, sondern Haus oder Traumschloss oder so…) Seither wird gemauert, was das Zeug hält. Fast täglich werden Steine in allen Größen und Farben herangekarrt und die fleißigen Handwerker vermauern alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Somit sind diese einstigen monströsen Löcher in der Fassade mittlerweile glücklicherweise auf vollkommen normale Fenster- und Türenöffnungen zurückgeschrumpft. Dass das kein Pappenstiel ist, kann sich jeder denken, der diese fransigen Löcher mal gesehen hat. Da muss man schon geübter Maurer sein, um halbwegs gerade Ränder für die zukünftigen Fenster und Türen zu schaffen. Und das ist ja längst nicht alles. Dank unserer Freunde vom Denkmalschutz sollen die meisten Öffnungen natürlich nicht einfach nur so langweilig rechteckig aussehen, sondern mit wunderhübschen Rundbögen aus Ziegelsteinen versehen werden. Da lacht doch das Herz des Maurers, wenn er solche Herausforderungen zu meistern hat. Naja, sie haben jedenfalls alle mehrfach geflucht als es soweit war. Noch dazu als der erste Rundbogen mit viel Müh und Not endlich fertig war und dann der Chef zur Visite kam und gesagt hat, dass sie ihn nochmal machen sollen, weil er nicht rund genug ist. Oje! Immerhin werden sie dafür bezahlt, sonst wären sie bestimmt schon schreiend davongerannt. Dazu ein kleiner Bauherren-Tipp: Versorgt man seine Bauarbeiter ab und zu mal mit frischem Kaffee und einem Stück Kuchen, bleiben sie freitags auch mal bis 14 Uhr.


Während in den letzten Wochen eifrig an der Fassade herumgemauert wurde, gab es auch immer ein oder zwei Männer, die sich um den Innenraum gekümmert haben, denn dort sollte es ja auch mal weitergehen. Dicke große Steine wurden vor die Westmauer gesetzt, teils um zusätzlich zu dämmen, teils um für Stabilität zu sorgen. Außerdem wurde diese Wand in den anderen Seiten verankert, damit uns das Häuschen nicht eines Tages auseinanderkippt wie ein Kartenhaus. Stabilität ist das A und O. Was bringt uns die schönste Inneneinrichtung, wenn am Ende die äußere Schale auseinanderfällt?

Und dann gab es auch endlich mal einen richtig schönen Termin für die Seele: Wir waren in der Fliesenausstellung! Oh ja, es ist mindestens doppelt so toll, wie es klingt. Einfach nur viele verschiedene, große und kleine, helle und dunkle Fliesen und wir konnten uns welche aussuchen. Wunderbar! Großartig! Ein unglaublicher Spaß-Faktor in diesem ganzen Rummel. Das halbe Erdgeschoss soll am Ende befliest werden, da gab es demnach einiges auszusuchen. Flur, Garderobe, Hauswirtschaftsraum, Küche, Speisekammer und zwei Bäder. Das läppert sich. Zumal man ja auch nicht nur nach der Devise „Das sieht hübsch aus“ entscheiden, sondern auch immer so ein bisschen diesen Grundgedanken vom Stall (da haben wir ihn wieder!) im Hinterkopf behalten sollte. Eben alles ein bisschen urig und alt. So wollen wir jedenfalls diesen Ursprungscharakter beibehalten. Die gute alte Holz-Optik bietet sich dafür ja mehr als an, aber auch für den Flur haben wir eine großartige Fliese gefunden, die mit einer alten Ziegelstein-Optik ein bisschen an den einstigen Stall-Fußboden von damals erinnert. Doch mehr wollen wir davon aber noch nicht verraten. Soll ja auch ein bisschen spannend bleiben! Am Ende waren wir jedenfalls sehr erfolgreich und konnten voller Stolz behaupten für jeden Raum eine gute Fliese gefunden zu haben.
Natürlich ist das längst nicht alles an good news! Einen Tränen-in-den-Augen-Moment bescherte mir eines Tages vor ungefähr 3 Wochen einer der Maurer, indem er einfach mal so mir nichts dir nichts angefangen hat, die erste Innenwand in die bisher wandlose Halle einzuziehen. Gänsehaut pur! Wenn man eben den Grundriss, der bisher nur eine Reihe von Strichen auf Papier war, so als echte Mauer im Raum sieht. Plötzlich ergibt alles einen Sinn, plötzlich sind da Abstände und Licht und Schatten. Man steht in der Eingangstür und geht durch den Flur, der da entstanden ist, um sich urplötzlich in der Küche wiederzufinden. Auf jeden Fall ein bewegender Moment in unserer Bau-Romanze! Und seitdem wachsen die Wände so schnell, dass man zugucken kann. Nach fast drei Wochen sind die Innenwände im Erdgeschoss zu 90 Prozent fertig, was für ein großer Fortschritt! Es macht wirklich Spaß, dieses Wachsen mitzuerleben.

Auch in Bezug auf die optische Firmenpräsenz vor Ort gibt es nur Gutes zu berichten. Die Kulisse ist ja schon bombastisch, jetzt wird sie aber mehr und mehr geziert von neuen Schauspielbesetzungen. Was für ein Augenschmaus! Unsere guten alten Freunde von der Rohbaufirma sind uns zwar nach nun schon vier ganzen Monaten sehr ans Herz gewachsen (wir kennen sie nun alle mit Namen und wo wir den Namen nicht kennen, da gibt es neckische Spitznamen, das spricht doch für eine enge Freundschaft!), trotzdem freuen wir uns über neue Gesichter in der Runde. Mit dem neuen Monat Mai ziehen nämlich die Zimmerer ein, mit der Absicht eine Holzbalkendecke einzuziehen und damit die Grundlage für unser Dachgeschoss zu legen. Wer in den vergangenen Wochen mal aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, wird sicherlich von der Baumaterialkatastrophe gehört haben. Zur Zeit ist das Bauen so teuer wie nie zu vor, weil es aktuell große Lieferengpässe bei den grundlegenden Materialien gibt: Holz, Stein… was man für ein Häuschen halt so braucht. Es gibt davon kaum noch etwas, viele Materialien gehen ins Ausland. Dadurch ist das Wenige, was hier noch zu kriegen ist, unglaublich teuer. Wir sind – Gott sei Dank – schon zu tief im Bauprojekt drin, um ernsthafte Probleme zu bekommen. Viele Häuslebauer müssen aber unerwartet einen Baustopp einlegen, weil die Kosten plötzlich explodieren. Doch ein bisschen haben wir es nun auch schon zu spüren bekommen. Denn die Zimmerer-Crew sollte eigentlich schon Mitte April mit ihren Holzarbeiten starten. Sie wären auch bereit gewesen, allerdings fehlten die Materialien. Das bestellte Holz wurde erst mit Verzögerung geliefert, dadurch eben auch ein späterer Start für die Holzbalkendecke. Aber kein Grund zur Unruhe! Zwei Wochen sind noch ganz gut zu verkraften, zwei Monate wären wohl dramatischer gewesen! Hoffen wir mal, dass wir mit diesem Intermezzo unsere Erfahrungen mit der aktuellen Materialkatastrophe abhaken können.
