Sommerloch mit guter Aussicht

Der September ist da. Unsere Baustelle ist noch immer als solche zu erkennen und von einem Einzug sind wir vielleicht nicht mehr meilenweit, aber doch noch ein ganzes Stück entfernt. Unser einst romantischer Plan die Oktoberferien für den großen Umzug zu nutzen, klingt in Anbetracht des Bauzustands ziemlich lächerlich. Die letzten Wochen war es sehr ruhig im Haus. Viele Urlaubszeiten spielten hier zusammen und mancherorts gab es für einige Handwerker so viel zu tun, dass unser Häuschen ein bisschen auf die Warteliste geschoben wurde. An sich nicht schlimm, wenn auch etwas schmerzvoll für die wartenden und hoffenden Bauherren. Doch als der für den Hochsommer recht untypische Starkregen für eine Havarie im Dach unseres Hauses sorgte, musste gehandelt werden. Es war nämlich so:

Während die Zimmerer die Gauben aufs Dach setzten und anschließend mit der „Aufbereitung“ des Dachgeschosses begonnen, gesellten sich schon bald zwei neue Gewerke dazu. Mit dem Dachdecker und den Trockenbauern wurde es im doppelten Sinne kuschlig unter den Ziegeln, denn einerseits begannen diese mit richtig dicker Dämmwolle (22cm) die Dachsparren zu bestücken, andererseits waren von nun an eine Menge Leute zusammen am Werk. Kein Problem, die Stimmung war super, die Witze folgen im Minutentakt von links nach rechts und jede Pause wurde der Kaffee gemeinsam getrunken. Ein schöner Anblick, vor allem, wenn dabei auch noch was passiert. Innerhalb von zwei Tagen hatten die Trockenbauer ein Drittel der Dachfläche gedämmt, eine super Bilanz.

Das wird mal ein Bad. Ein gut gedämmtes Bad!

Der Dachdecker tanzte auf dem Dach herum, als wäre es das Einfachste der Welt in vier Metern Höhe auf einer steilen Schräge herumzulaufen. Und voller Eifer und guter Laune gingen mit ihnen auch die Zimmerer ans Werk. Alle waren glücklich und zufrieden. Doch dann kam der Regen. Ein paar Huschen, wie sie im jämmerlich beniederschlagten Wolmirstedt typisch sind, wären vielleicht kein Problem gewesen. Doch von Donnerstag Nacht bis Sonntag regnete es in Strömen, wie schon lange nicht mehr. Und was daran unvorteilhaft war: Das Dach war offen. Jedenfalls gab es an einigen Stellen keine Ziegel, weil dort ja gerade Gauben gebaut oder Zinkbleche angebracht werden mussten. Somit war die einzige Trennwand zwischen wasserfallähnlichem Regen und frisch gezimmertem Dachboden eine Unterspannbahn (schwarze Folie), die schon ein bisschen in die Jahre gekommen war. Sprich: Es regnete rein und das an nicht wenigen Stellen.

Es ist immer gut ein paar Anverwandte in der Nähe einer solchen Katastrophe zu wissen. Diese waren schnell zu Stelle und suchten aus diversen Ställen und Räumen des Hofes bestimmt 30 Eimerchen und Wannen zusammen, um die Regengüsse aufzufangen. Dadurch wurde zumindest ein Großteil des Fußbodens verschont. Doch leider wurden einige Flächen der gerade frisch angebrachten Dämmwolle nass und das war ja mal so gar nicht gut. Sowas muss natürlich auch immer Freitagnachmittag passieren, wenn ja jeder normale Handwerker im Wochenende ist. Doch nach ein bisschen Telefonterror unsererseits waren wir freudig überrascht, als die Zimmerer gegen 14.30 Uhr plötzlich mit drei Einsatzfahrzeugen vorfuhren und sechs junge Männer sich aufs Dach schwangen, um zu helfen. Folien wurden gespannt, es wurde gehämmert und geflucht, Ziegel wurden provisorisch auf die schlimmsten Stellen gelegt und das alles in T-Shirt und kurzer Hose und das alles bei Regenfällen, die unseren IBC-Tank innerhalb eines halben Tages komplett füllten. Duschen mussten sie dann abends jedenfalls nicht mehr und nach ungefähr zwei Stunden war der Fluch vorüber, der schlimmste Regen vorbei und das Dach zumindest für das restliche Wochenende vorbereitet. Die bereits durchnässte Dämmwolle musste natürlich trotzdem entfernt werden. Wir wollten ja nicht gleich mit einer schimmelnden Schlafzimmerdecke ins Wohnglück starten.

Danach wurden die Trockenbauer erst einmal auf Standby gesetzt. Solange das Dach noch nicht komplett verschlossen und geschützt ist, braucht keine neue Dämmung gesetzt werden. Ist zwar schade um den schnellen Fortschritt, der damit wieder etwas ausgebremst wurde, aber trotzdem mehr als sinnvoll. Am Dach gibt es also weiterhin noch einiges zu tun.

Aktueller Ist-Zustand im Dachgeschoss

Doch seit gestern ist nun auch mal wieder Zeit für vor Freude hüpfende Herzen und Tränen in den Augen. Denn gestern wurden die ersten Fenster und Türen geliefert und trotz Freitag (!) allesamt direkt eingebaut. Wunderbar! Von nun an ist der ehemals löchrige Stall ein Landhaus mit schöner Aussicht. Steht man vor den lehmbraunen Fenstern mit Wiener Sprosse, fühlt man sich irgendwie wie im Urlaub. Alles ist so neu und so anders. Die Haustür und die Tür zum Hof sind zum Dahinschmelzen… es ist wirklich noch viel schöner als wir uns das vorgestellt haben. Der Blick in den Garten ist durch diese noch ungeputzten Terrassentüren tausendmal hochwertiger als noch vor zwei Tagen. Was so ein bisschen Holz doch ausmacht! Die Lieferung war noch nicht vollständig und es fehlen sowohl im Erdgeschoss als auch im Dach noch einige Fenster und eine Tür, doch dieser erste Eindruck ist schon mal beeindruckend.

Tag der offenen Tür
Was so ein schmutziges Terrassenfenster doch für eine Wirkung hat…

Das Sommerloch der letzten Wochen rückt damit in Vergessenheit und wir sind zuversichtlich, dass die nächsten Wochen wieder viel bewegt werden kann. Neben den restlichen Fenstern wird bald der Schornstein gebaut (die Bauteile liegen schon parat) und in einigen Wochen wird auch der Putz auf die unteren Wände aufgetragen. Zwar ist die Liste der Bauschritte noch ziemlich lang, doch muss man auch mal sehen, dass die Handwerker seit neun Monaten am Werk sind und dafür sind wir doch auch schon ein ganzes Stück vorangekommen. Das ist schön! 🙂

„Zweiflüglige Sprossenfenster. Lehmbraun, mit echtem Wetterschenkel.“ Klingt wie ein Gedicht…

Franzi

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