Es ist November, das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und schon in wenigen Tagen startet die Adventszeit. Wenn man nicht allzu viel Stress hat, kann man die Zeit meist genießen und erfreut sich am Warten auf Weihnachten. Für Kinder und im Herzen Kinder Gebliebene zieren Adventskalender die Küchen und Wohnzimmer, so macht das Warten gleich noch mehr Spaß. Denn diese höchst überschaubare Anzahl von 24 Tagen ist auch wirklich keine Zumutung, so dass sich das Warten auch schon nach kurzer Zeit auszahlt. So macht Warten Spaß!
Aber dann gibts da ja auch noch dieses andere Warten. Das, wo man das Ende nicht kennt und welches sich über Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre hinzieht, ohne dass sich groß etwas ändert. Dieses Warten ist nicht schön und macht auch meistens keinen Spaß. Da gibts dann auch keinen Kalender mit Schokolade jeden Tag, sondern höchstens einen Wandkalender mit verstreichenden Monaten, in denen nichts passiert.
Es gibt ja keinen Grund sich zu beklagen oder undankbar zu sein, aber auch wir leiden gerade mal wieder unter dieser blöden Warterei. Nun werden Sie sich als ambitionierter Leser unseres Bautagebuchs denken: „Was beschweren die sich denn? Geht doch alles ruckzuck: Erst ausräumen, dann ausschachten und baggern. Läuft doch!“ Tja, dazu muss man natürlich sagen, dass Sie, lieber Leser, hier das große Glück haben, unsere Highlights sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen. Sie bekommen das Sahnehäubchen und sehen dabei nicht das, was zwischen den einzelnen Sahnehäubchen liegt. Nämlich nichts. Nur elende Warterei.

In Bezug auf dieses alte Bild sind wir natürlich schon meilenweit fortgeschritten, auch in Bezug auf den Zustand vor einem Jahr. Doch es deprimiert dann doch ein bisschen, dass alles, was bereits an optischen Veränderungen stattgefunden hat, Eigeninitiative und Eigenleistung war und dass noch nicht eine Firma das Haus in irgendeiner Weise bearbeitet hat. Klar, unser Bauordner ist randvoll und auf dem Papier ist schon viel geschehen. Bauplanung, Baugenehmigung, notarielle Überschreibung des Grundstücks und lauter kleine Feinheiten zählen zu unseren Erfolgen in den vergangenen Monaten. Doch das ist eben nur Papierkram und auch auf diese super Fortschritte durften wir eine ganze Weile warten.
Unser absoluter Rekordhalter, was die Warterei betrifft, ist und bleibt die Baugenehmigung. Im März gingen mehrere (damit es besser und schneller bearbeitet werden kann, soll man immer 3-4 Ausfertigungen einreichen) in Perfektion ausgearbeitete Bauanträge unterschrieben und besiegelt ans Bauamt. Da wir an der ein oder anderen Stelle von Vitamin B (- Beziehungen) profitieren, wurde uns eine schnelle Bearbeitung des Antrags zugesagt. Für mich war die Sache glasklar: Im März eingereicht, ein bisschen lesen und hier und da unterschreiben und spätestens im Juni sollten wir die Genehmigung dann auf dem Tisch haben. Denkste! Um es kurz zu machen: Es gab eine Häufung einiger sehr ungünstiger Umstände, die uns da einen großen dicken Strich durch die Rechnung gemacht haben und die aus Juni den 18. August werden ließen: der mäkelige Denkmalschutz, dauerhaft kranke oder urlaubende Sachbearbeiter, der mäkelige Denkmalschutz, andere größere und viel wichtigere Bauprojekte, die natürlich Vorrang haben und nicht zuletzt der mäkelige Denkmalschutz.
Dieser Denkmalschutz! Also echt! Der hat uns schon einige Nerven gekostet. Unser Stall gehört zu einem Gebäudeensemble, was in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz steht. Schließlich ist es das Gelände einer historischen Wassermühle und das sollte bitte auch zukünftig erkennbar sein. Wir sind bei Weitem die letzten Menschen, die dagegen Einwände hätten, aber manche Wünsche und Vorstellungen des Denkmalamtes gehen dann doch ein bisschen an der Realität vorbei. Schließlich sollte – ich zitiere „das ehemalige Wirtschaftsgebäude auch als dieses erkennbar bleiben“, sprich am besten keine Fenster einbauen, denn ein richtiger Kuhstall hat ja auch keine Fenster. Und keine protzige Eingangstür, sondern einfach nur eine schlichte Brettertür, denn ein Kuhstall hat ja auch nur solche Bretter. Klingt erstmal witzig, aber wenn man sich das dann mal vorstellt, ist es garnicht mehr so lustig. Wir wollen da ja schließlich drin leben und wohnen und auch was von unseren Räumen sehen. Naja, so kann man sich ungefähr vorstellen, dass es da ein ziemliches Hin und Her gab und auf beiden Seiten einige Kompromisse nötig waren, damit wir uns da irgendwie einigen konnten. Ist nun schon Geschichte und fast vergessen und wir haben (juhu!) ja auch die Genehmigung bekommen, aber dass wir nun ganze drei Monate später noch immer keinen richtigen Baustart haben und weiterhin nur warten, dass es mal losgeht, das nervt!
Und so warten wir. Auf Kostenvoranschläge, auf Firmen und auf den großen Baubeginn. Es ist utopisch und mir fast peinlich an dieser Stelle zu schreiben, aber das goldene Datum des Einzugs heißt August 2021, denn dann soll unser Hans in die Kinderkrippe kommen. Unser Bauleiter ist da der Optimist in Person und meint es wäre ein Klacks bis dahin fertig zu sein. Ich bin da eher weniger optimistisch, vor allem, wenn ich im Stall stehe und mich umsehe. Vielleicht geht es aber auch in den nächsten Wochen so richtig los und die Firmen rücken an und zaubern da in Nullkommanichts eine mega Fußbodenplatte in die Bude.
Daumendrücken ist angesagt! Und warten…
Wow!!!!11!!!
Was für ein spannender und überraschender Artikel. Als eifriger Leser Ihres Blogs habe ich, die Sahnehäubchen verschlingend, von all dem Warten nicht viel mitbekommen. Ich selbst habe jedoch auch schon die ein oder andere Wartung durchführen müssen oder war Torwart in einer Fußballmanschaft….ich erkenne wieder starke Parallelen….
Lassen Sie mich jedoch ein passendes Zitizitat zitizitieren: „Warten ist ein Geisteszustand. Grundsätzlich bedeutet es, dass du die Zukunft willst; du willst nicht die Gegenwart. Du willst nicht das, was du hast, du willst das, was du nicht hast. Mit jeder Art von Warten schaffst du unbewusst einen inneren Konflikt zwischen deinem Hier und Jetzt, wo du nicht sein willst, und der projizierten Zukunft, wo du sein willst. Das reduziert die Qualität deines Lebens gewaltig, weil du die Gegenwart verlierst“. (Eckhart Tolle)
Des weiteren habe ich vernommen, dass es die hohe Wartezeit noch sehr verlängert, wenn man währendessen Orte besucht, die auf -wart(h)e…:0 :0 :0….welch schockierende Erkenntnis.
Mögen die Leiden des jungen wartenden Hausplanerpaares bald enden <3